Industriedenkmal, Kultureller Offspace, Exklusive Eventlocation
Die Geschichte der Expedithalle
1891 – ANKER FÜR WIEN
In wenig Unternehmen verknüpft sich Firmengeschichte so eng mit Stadtgeschichte wie bei der Wiener Großbäckerei Ankerbrot. Im Jahre 1891 gründeten Heinrich und Fritz Mendl in Favoriten eine Brotfabrik. Als Symbol des Vertrauens und als Unterscheidungsmerkmal ließen sie Anker in ihre Brote prägen, die einen ausgezeichneten Ruf erwarben und Ankerbrot bald zum Marktführer in Wien machten. 1907 wurde ANKER offiziell als k.u.k. Hoflieferant eingetragen. In der Zwischenkriegszeit war Ankerbrot der größte Brothersteller des Kontinents. 1938 wurde Ankerbrot „arisiert“ und die Gründerfamilie Mendl aus Österreich vertrieben. Nach dem Krieg erhielt die Familie das Unternehmen zurück. Was viele nicht wissen, ist, dass in der Absberggasse bis heute Brot gebacken wird.
1912 – BROTBAHNHOF
Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wurde die sogenannte „kleine“ Verladehalle mit rund 2.200 Quadratmetern für die Schwarzbäckerei errichtet. Die Halle war zur Zeit ihrer Erbauung der größte stützenfreie Raum Europas. Die Böden des im Inneren weiß getünchten riesigen Raumes waren mit Hirnholzpflaster belegt, auf dem die Hufe der Pferde leichter Halt als auf Granitpflaster fanden. Bemerkenswert ist die Halle auch aufgrund ihrer Stahlkonstruktion, die von Ignaz Gridl Junior, dem Sohn des gleichnamigen berühmten Eisenkonstrukteurs, ausgeführt wurden. Durch die Mitwirkung dieser Firma an der Bautätigkeit steht die Verladehalle in einer Reihe mit den hervorragendsten Bauten der Wiener Ringstraße und anderen bedeutsamen Bauwerken auf dem Gebiet der ehemaligen Doppelmonarchie.
2006 – PHÖNIX AUS DER ASCHE
Als im Sommer 2006 der historische Teil des Areals zum Verkauf stand, war der Zustand der Gebäude wenig ermutigend. Seit Jahren nicht mehr benötigte Hallen und Räume verfielen hinter bröckelnden Fassaden. Abbruch schien den meisten Beteiligten die einzige Zukunftsperspektive zu sein. Wie auch die meisten anderen Räume – Produktionststätten mit Backstraßen, in denen noch der eine oder andere vergessene Wecken vertrocknet, oder Büros mit nicht mehr benötigten Papieren und Aktenordnern – beherbergt auch die Expedithalle noch Relikte ihrer ursprünglichen Funktion. 2009 wurde die Loft City GmbH & Co KG gegründet und der Kaufvertrag abgeschlossen. Auf ihre Initiative hin entsteht hier durch die Revitalisierung der historischen Gebäude das größte Kulturareal außerhalb des Gürtels.
2009 – DORNRÖSCHEN ERWACHT
Schon bald nach der Revitalisierung der Ankerbrotfabrik, entwickelte sich das Gelände zum pulsierenden Kultur-Hotspot. Zum derzeitigen Stand beherbergt sie 19 Residents aus den Bereichen Kultur, Bildung und Soziales, die Ateliers namhafter Künstler sowie mehrere private Kunstsammlungen. Die Expedithalle war jedoch von Vitalität noch weit entfernt. Die schlafende Schönheit konnte ihre Ästhetik, selbst hinter den roten Brotkisten nicht ganz verbergen. Langsam öffnete sie ihre Augen, schüttelte den Dämmerschlaf ab, ließ sich ein bisschen frisch machen und entdeckte staunend, dass der Prinz in Gestalt der Kunst gekommen war, sie wachzuküssen. Wo vor 100 Jahren Pferdefuhrwerke ein- und ausfuhren, ist eine spannende dezentrale Kultur- und Veranstaltungslocation entstanden.
2016 – SCHRITTE IN DIE ZUKUNFT
Durch den Verkauf an die Expedithalle Verwaltungs GmbH 2016 ist der Erhalt der historischen Industriehalle sowie der weitere Betrieb als Veranstaltungsstätte langfristig gesichert. Um in Zukunft die ganzjährige Nutzung der Halle für Events und Kulturveranstaltungen zu ermöglichen, wurde in umfangreiche Sanierungs- und Adaptierungsarbeiten investiert. Durch den Innenausbau der Halle im vorderen Drittel wurden ein großzügiger Eingangsbereich, 3 Seminarräume, zeitgemäße Sanitäranlagen und ein 1.270 m2 großer Veranstaltungsraum mit Bühnenbereich geschaffen. Sie investierten 3 Mio. Euro in optimierte Infrastruktur, moderne Veranstaltungstechnik und Heizung. Damit stand ab November 2016 eine für alle zugängliche, multifunktionale Eventlocation für Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Design, Politik und Wirtschaft zur Verfügung.
2021 – GO GREEN